Bevor das Frühlingsgrün so richtig zu sprießen beginnt heißt es die letzten Aufräumarbeiten im Garten durchführen.
Die Wilde Karde hat einen sehr starken Drang sich auszubreiten. Damit auch andere Pflanzen ihren Platz finden, sollten überzählige Blattrosetten der Karden im Frühjahr großzügig entfernt werden.
Mitten in unserem Spargelbeet hat sich dieses Jahr eine besonders kräftige Pflanze angesiedelt. Es wäre viel zu schade sie zu kompostieren. Statt dessen möchte ich sie als sanfte Hilfe bei Gelenksschmerzen und Entzündungen zur äußerlichen Anwendung verwenden.

Die Wilde Karde

Botanischer Name: Dipsacus fullonum
Gattung: Karden
Familie: Geißblattgewächse
Namen im Volksmund: Weberkarde, auch Rau-, Woll- oder Tuchkarde


Vorkommen: Ursprünglich im Mittelmeergebiet beheimatet. Heute auch in niederen Tallagen und im Hügelland mit milderem Klima in Mitteleuropa. Du findest die Wilde Karde an Wegrändern, in Uferzonen und auf Dämmen, auf Brachland, auf Schutthalden und in (Zier-)Gärten.
Wilde Karden sind zweijährige Halbrosettenpflanzen. Im ersten Jahr bilden sich Rosetten mit stachelbewehrten Blättern und kräftigen Wurzeln.
Im zweiten Jahr wachsen die Karden zu ihrer stattlichen Größe bis zu 2 m heran. Stängel und Blätter sind rundum mit Stacheln besetzt. Im Hochsommer erscheinen lila Blüten zwischen den borstigen Stacheln ihrer Köpfchen und sind eine üppige Nektarquelle für langrüsselige Schmetterlinge und Hummeln.
Die nussartigen, winzigen Samen werden gern von Stieglitzen (Distelfinken) gefressen; diese helfen auch bei der Verbreitung der Samen. Auch wir Menschen helfen bei der Ausbreitung, wenn wir an den Stacheln der „reifen“ Pflanze hängen bleiben. Beim Loslösen der Pflanze werden die Samen meterweit aus den Blütenköpfen geschleudert.

Wissenswertes über die Karde

Wie die volkstümlichen Namen Weber-, Tuchkarde usw. andeuten, wurden die stacheligen Blütenköpfe der Karde früher zum Aufrauen von Wollstoffen verwendet. (Laut https://www.schaefers-apotheke.de/heilpflanzen/wilde-karde/ wurden dazu allerdings die Blütenköpfe der schlitzblättrigen Karde verwendet; die der Wilden Karde hätten zu weiche , biegsame Stacheln.)
Die Karde wird auch als Zisternenpflanze bezeichnet, da ihre gegenständigen Blätter an der Blattbasis (am Stiel) so dicht miteinander verwachsen sind, dass das Regenwasser darin stehen bleibt. Es gibt Vermutungen, dass die Pflanzen aus den darin ertrunkenen Insekten Stickstoff beziehen oder dass die Wasserbecken Ameisen am Hinaufklettern hindern. Der botanische Name ist auf diese Besonderheit zurückzuführen – das griechische Wort „dipsa“ bedeutet Durst.
Dem Wasser in diesen Becken wurde früher auch besondere Heilkraft zugesagt. Mädchen, die sich damit die Haut wuschen, würden besonders hübsch. Davon leitet sich ein weiterer Name der Pflanze im Volksmund ab: Venusbad.

Woran erkennst du eine junge Karde?

Entlang der Mittelrippe siehst du die spitzen Stacheln. Sie sind auch auf den Blattunterseiten zu finden.

Die Blätter, so wie später im Jahr die ganze Pflanze, sind überall mit feinen Stacheln besetzt. Sicherste Bestimmungshilfe ist die Beobachtung der Lebenszyklen der Pflanze, da die blühende Pflanze einfach zu bestimmen ist.

So sehen die Samenstände im Herbst aus


Die Karde wurzelt tief und pfahlförmig mit einigen Seitenwurzeln, wenn sie auf Steine oder andere Hindernisse trifft.
Eng verwandt mit der Wilden Karde ist die Schlitzblättrige Karde – ihre Blätter sind mehrfach schlitzförmig eingeschnitten. Sie blüht weiß.
Als Heilpflanze wird nur die Wilde Karde beschrieben.

Sammelhinweise

Gesammelt werden die Wurzeln der Pflanze im ersten Jahr im Spätherbst (ab Michaelitag am 29. September) bis ins frühe Frühjahr.

Inhaltsstoffe und Anwendungsmöglichkeiten (der Wurzeln)

An Inhaltsstoffen werden beschrieben: Glykoside (vor allem Scabiosid), Glucoside, Terpene, Saponine, Bitterstoffe, Kaffeesäureverbindungen, organische Säuren, Gerbstoffe, Phenole, Iridoide, Inulin.

Bereits der griechische Arzt Dioskurides hat die in Wein gekochte und zu Paste verarbeitete Wurzel zum Auftragen gegen Schrunden und Fissuren am Gesäß empfohlen.

Heute wird die Wilde Karde in der Volksmedizin äußerlich bei kleineren Wunden und Einrissen in Haut und Schleimhaut sowie bei Schrunden, gegen Gerstenkörner, Fisteln, Hautflechten und Warzen, zur Einreibung bei Rheuma verwendet. Auch eine äußerliche Anwendung mit Karden-Tinktur gegen Akne wird beschrieben.
Innerliche Anwendungen beschreibt die Naturheilkunde gegen Beschwerden im Magen-Darmtrakt, Appetitlosigkeit, Gallen- und Leberbeschwerden, Gicht, Rheuma, Kopfschmerzen, Immunschwäche, bakterielle und Pilz-Infektionen.
Vor allem Dr. Wolf-Dieter Storl empfiehlt die Anwendung von Wurzeln der Wilden Karde gegen Borreliose. Wissenschaftliche Untersuchungen haben bisher nur im Labor nachgewiesen, dass die Inhaltsstoffe der Wilden Karde die Teilung der Borrelien einschränkt. Inwieweit dies auch im Körper von an Borreliose erkrankten Menschen funktioniert ist noch Gegenstand von Forschungsarbeiten. Die Wilde Karde sollte daher, wenn, dann nur zusätzlich zur schulmedizinischen Behandlung mit Antibiotika verwendet werden.

Für eine äußerliche Anwendung Umschläge oder Tücher in Tee oder verdünnter Tinktur tränken. Fuß- bzw. Handbad in Tee. Auf kleinen Hautarealen kann die verdünnte Tinktur auch direkt eingerieben werden.
Teebereitung: 5 – 15 g getrocknete Wurzelstücke mit 1/4 kochendem Wasser übergießen und 5 – 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen.

Als Nahrung eignet sich die Wilde Karde nicht, da sie viel zu bitter ist.

Einige Autoren beschreiben die Verwendung von pulverisierter Kardenwurzel als blaues, wasserlösliches Färbemittel. Ich habe festgestellt, dass die Tinktur sich nach der Verdünnung mit Wasser blau verfärbt.
Wer also Lust hat mit Farben zu experimentieren …

Unverträglichkeiten

Als mögliche Nebenwirkungen werden Hautausschläge und Kreislaufprobleme beschrieben. Aus diesem Grund sollte mit einer niederen Dosierung begonnen werden.

Karden-Tinktur

Links im Bild liegen Wurzelscheiben zum Trocknen bereit, rechts im Hintergrund siehst du die angesetzte Tinktur.

Zutaten

Wurzeln der Wilden Karde
Ansatzkorn (80%)

Glas mit Deckel

Teesieb mit Filtertuch (z.B. ein Stück eines alten Stofftaschentuchs)
Kleine Glasflasche, idealerweise mit Pipette oder Tropffläschchen

Zubereitung

  • Wurzel unter fließendem Wasser bürsten und reinigen, abtropfen lassen. Trocken tupfen oder einige Stunden trocknen lassen.
  • Schadhafte und faule Teile entfernen, dann die Wurzeln kleinwürfelig schneiden. In das gereinigte Glas füllen, Ansatzkorn darüber leeren, bis alle Stücke gut bedeckt sind.
  • Mindestens 3 Wochen verschlossen ziehen lassen. Dann durch das mit Tuch ausgelegte Teesieb abgießen und danach in kleine Fläschchen füllen. Lichtgeschützt und nicht über Zimmertemperatur lagern.
  • Unmittelbar vor dem Einreiben mit etwas Wasser verdünnen.
  • Haltbarkeit: Mindestens 2 Jahre

Viel Freude beim Nachmachen.

Wie immer gilt: 
Die Autorin übernimmt keine Verantwortung und Haftung für Wirkung und Gelingen. Die Leser handeln auf eigene Gefahr. 
Die exakte Bestimmung der gesammelten, gesunden Pflanzen hat absolute Priorität, ebenso muss der Sammelort sorgfältig ausgesucht werden. 

Quellen und weitere Informationen: