Wie unzählige Sonnen strahlen dieser Tage die Blüten der Arnika von vielen Berghängen. Finden wir einen zweiten sonnigen Tag hintereinander (was zugegebenermaßen momentan etwas schwierig ist), so ist jetzt die richtige Zeit um diese schöne Pflanze zu bewundern und einige ihrer Blütenblätter zum Ansetzen einer Tinktur zu sammeln.

Zwei Dinge sind dabei aber unbedingt zu beachten:
– Arnika zählt (leider) zu den besonders häufig Allergie-auslösenden Pflanzen.
– Arnika wurde durch früheres übermäßiges Sammeln stark im Bestand reduziert und ist daher geschützt. Nur einzelne Blütenblätter dürfen für den Eigengebrauch gesammelt werden – sofern es sich nicht um Schutzgebiete handelt, in denen gar keine Pflanzen und Pflanzenteile entnommen werden dürfen.

Die Arnika (Arnica montana)

Familie der Korbblütengewächse (Asteraceae)

Namensherkunft
Arnika wird erstmals im 14. Jahrhundert bei Matthaeus Sylvaticus erwähnt; er nennt sie Arnich. Man vermutet, dass sich die Bezeichnung auf „arnion“ (griechisch) = Schäfchen, Schaffell, Vlies bezieht, da der Blütenboden weich behaart ist.
„Montana“ kommt vom lateinischen „mons“ und heißt Berg.

„Wohlverleih“ soll auf das althochdeutsche „volves-zeisala“ (zeisan – zerreißen) oder „wolfesgele“ (Wolfsgelb) zurückgehen. Einerseits könnte damit die Blütenfarbe gemeint sein, die an das Gelb des Wolfsauges erinnert, andererseits die Behandlung des „Wolfes“ – einer Hautentzündung. (Vergleiche die umgangssprachliche Bezeichnung: „Sich einen Wolf laufen“ = wundreiben im Schritt.) 
  
Die Volksnamen „Fallkraut“ und „Bruchkraut“ beziehen sich auf die Wirkung der Pflanze.   

Volksnamen:       
Bergwohlverleih, Fallkraut, Bruchkraut, Wohlgemuth, Johanniskraut, Schnupftabakblume, u.a.m. 

Aussehen und Vorkommen:       
Arnika wächst auf leicht sauren Wiesen (in Borstgrastriften und Zwergstrauchheiden) im Gebirge und wird etwa 20-50 cm hoch. Der Stängel ist fein behaart und trägt zwei gegenständige, kleine, schmale bis 2 cm lange Blätter. Die grundständigen Blätter sitzen zu fünft um den Stängel auf dem Boden und werden um die Hälfte länger als die Stängelblätter. Alle sind mit Nerven durchzogen, wie Spitzwegerich-Blätter, sind aber mehr rundlich. Arnika wächst einstielig oder mit im oberen Abschnitt 2 bis maximal 4 Seitenästen auf denen im Juni und Juli die gelben, im Durchmesser etwa 4 bis 8 cm großen, Blüten sitzen.
Ein gutes Erkennungsmerkmal ist auch der typische angenehme Duft.   
   
Arnika montana lässt sich schwer kultivieren. In Deutschland wurde daher zur Gewinnung von Arzneimitteln auch die nordamerikanische Wiesenarnika offiziell zugelassen. 

Sammelhinweise:  
Arnika wurde früher in so großem Umfang geerntet und verwendet, dass sie im Bestand gefährdet war und daher heute geschützt ist. Einzig die Blütenblätter dürfen, vorsichtig vom Blütenboden gezogen, möglichst einige von ihnen an der Pflanze belassend und nur für den eigenen Bedarf, gesammelt werden. Sammelzeit ist die Blütezeit.

Die Blütenblätter lassen sich leicht abzupfen.

Inhaltsstoffe
Arnika enthält ätherisches Öl, Kaffeesäurederivate, Flavonoide, Phenylcarbonsäuren und Kumin, außerdem bitter schmeckende Sesquiterpenlactone, darunter Helenalin.

Achtung: Helanalin gilt als leicht giftig! Bei lang andauernden und wiederholten Anwendungen kommt es häufig zu allergischen Reaktionen.
Keine längere Anwendung auf offenen Wunden!


Wirkung  
Arnika ist ein sehr gut wirksames Wundheilmittel und hilft bei allen Arten von Muskel-, Gelenk- und Sehnenverletzungen.

Innerlich wird Arnika unter ärztlicher Aufsicht für Herzkranzgefäße angewendet.   
 
In der Homöopathie hat Arnika einen hohen Stellenwert. Zubereitungen werden aus dem getrockneten Wurzelstock der Pflanze als Regenerations- und Wundheilmittel bei Verletzungen, Blutergüssen, Muskelschmerzen nach Überlastung, nach Operationen und bei emotionalen Stresssituationen hergestellt.

Achtung  
Allergische Reaktionen sind häufig! Allergien auf Korbblütler wie Löwenzahn, Kamille, … schließen eine Anwendung von Arnika vorsichtshalber aus.   
Vor Erstanwendung empfiehlt sich ein Einreibetest an der Innenseite des Unterarms mit einer sehr geringen Menge der Tinktur oder Salbe. Er zeigt, ob die Arnikazubereitung vertragen wird.

Die unverdünnte Arnikatinktur kann auch ohne Allergie ein Ekzem hervorrufen.
Bei innerlicher Anwendung sind Vergiftungen mit starker Schleimhautreizung und Herzmuskellähmung möglich.

Vor allem der Inhaltsstoff „Helenalin“ wird für die Auslösung von Allergien verantwortlich gemacht. Die ebenfalls zur Herstellung von Arzneien zugelassene nordamerikanische Wiesenarnika ist nicht nur leichter kultivierbar, sie enthält auch weniger von diesem Inhaltsstoff.


Volksmedizin   
Arnika wird volksmedizinisch zur Wundreinigung sowie für Einreibungen bei Muskelschmerzen, Rheuma und nach stumpfen Verletzungen empfohlen, auch bei Blutergüssen, der blaue Fleck löst sich schneller auf.

Sie gilt ebenso bei Infektionen nach Insektenstichen, bei oberflächlichen Venenentzündungen und bei rheumatischen Beschwerden als wirksame Heilpflanze.   
       
Arnika wurde früher auch zur Heilung von Wundliegen empfohlen, („20 Tropfen Arnika-Tinktur in eine Tasse Wasser. Ein Leinenläppchen in das Wasser tauchen und dem Kranken von Zeit zu Zeit auf die Brandstelle auflegen.“ – M. Lassel), ebenso gegen Nasenbluten – allerdings solle hier nur eine längere Anwendung helfen.

„Müde und steife Glieder, damit eingerieben, werden dadurch schnell belebt und erfrischt. Wer den Arnikageist einmal gebraucht hat, lässt ihn wohl nicht mehr in seiner Hausapotheke fehlen.“ (M. Lassel)
Schweizer Wissenschaftler konnten zeigen, dass Arnika-Gel ebenso gut Entzündungen hemmt wie Cortison.

Wissenschaftlich belegte Anwendungen  
Die Kommission E🔸 und die ESCOP🔹 befürworten die äußerliche Anwendung von Arnika bei stumpfen Verletzungen, Muskel – und Gelenkschmerzen sowie bei Schleimhautentzündungen im Mund – und Rachenraum, bei Hautentzündungen und Insektenstichen.

Sesquiterpenlactone, vor allem das Helenalin, wirken antimikrobiell gegen verschiedene Bakterien und Pilze.

Helenalin hemmte im Tierversuch die Bildung von Entzündungen und Ödemen.

Bei Ratten wurde die Wundheilung durch Arnika verbessert. 

Anwendungen
Bei stumpfen Verletzungen empfehlen sich feucht-kühle Umschläge mit verdünnter Arnika-Tinktur (eins zu zehn mit Wasser). Der Umschlag soll mehrere Stunden feucht gehalten werden. Nicht längere Zeit bei offenen Wunden anwenden. 

Für Mundspülungen wird ebenso die verdünnte Tinktur im Verhältnis eins zu zehn verwendet.     

Arnika-Blütenblätter können auch im Schatten getrocknet und aufbewahrt werden. Ein Teelöffel mit einem halben Glas kochenden Wasser aufgießen und 10 Minuten ziehen lassen. Kann wie verdünnte Arnika-Tinktur verwendet werden.

Verwendung in der Küche   
Arnika wird wegen ihrer Giftigkeit nicht in der Küche verwendet.

Sonstige Verwendungen
Ihre Blätter, von April bis August gesammelt, wurden früher Tabakmischungen oder, pulverisiert, Schnupftabak zugesetzt.

Geschichte
Erstmals erwähnt und abgebildet wird Arnika im 14. Jahrhundert von Matthaeus Sylvaticus. 1561 beschrieb der Botaniker Conrad Gesner die Pflanze eindeutig. Die Wirkung als Heilkraut wurde 1613 vom Arzt Tabernemontanus aufgezeichnet. In den Alpenländern ist Arnika heute noch eine wichtige Heilpflanze.

In M. Lassels Buch „Kräutergold“ findet sich die folgende Erzählung: „Bei einer Gelegenheit zeigte mir ein Mann seinen Finger und sagte: Wenn die Arnika nicht geholfen hätte, würde ich meinen Finger nicht mehr haben. Hatte mir meine Finger mit der Holzhacke arg zugerichtet; alles, was ich anwandte, ihn zu heilen, blieb ohne Erfolg. Meine Wunde wollte gar nicht heilen, sie wurde immer schlimmer und war sehr vereitert. Zufällig kam ich mit einer alten Frau in Verbindung. Diese gab mir den guten Rat, meinen Finger mit Arnikageist zu heilen. Mit diesem Hausmittel pflegte ich mir den Finger – und siehe – nach 14 Tagen war er gänzlich geheilt. Ein andermal nahm ein Mädchen im Alter von 15 Jahren dieses Hausmittel und heilte damit ebenfalls ihre stark eiternde Wunde an der Hand, und zwar in acht Tagen. Zudem trank sie viel Frauenmantel-Tee, der sehr rasche Heilung brachte.“ 

Arnika-Tinktur

Zutaten

Blütenblätter von Arnika, Schnaps oder Korn (40 %)

Zubereitung

  • Die frischen Blütenblätter in ein Glas geben und mit dem Alkohol gut bedecken.

  • 4-6 Wochen ziehen lassen, abseihen und in eine dunkle Flasche füllen.

Viel Spaß beim Bewundern dieser hübschen Heilpflanze und beim Sammeln, verbunden mit dem Genuss der Natur rundum, sowie Erfolg beim Anwenden der Zubereitungen, wünscht dir

Kräutereva

🔸 Komission E: Eine selbstständige wissenschaftliche Sachverständigenkommission für pflanzliche Arzneimittel des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes und des heutigen Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte in Deutschland. Diese Kommission berät das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte in der Regel bei der Registrierung von traditionellen Arzneimitteln und von Arzneimitteln der besonderen Therapierichtungen.

🔹 ESCOP: Ist die Abkürzung für „European Scientific Cooperative on Phytotherapy“ und entspricht der Kommission E auf europäischer Ebene. Ziel der ESCOP war die Schaffung von harmonisierten Bewertungskriterien für pflanzliche Arzneimittel in Europa.Von verschiedenen Arbeitsgruppen der EU-Mitgliedsstaaten wurden durch Aufbereitung wissenschaftlichen Erkenntnismaterials über 80 Positiv-Monographien erstellt, die wesentlich umfangreicher und aussagekräftiger sind als die Monographien der Kommission E.

Wie immer gilt:
Die Autorin übernimmt keine Verantwortung und Haftung für Wirkung und Gelingen. Die Leser handeln auf eigene Gefahr. 
Die exakte Bestimmung der gesammelten, gesunden Pflanzen hat absolute Priorität, ebenso muss der Sammelort sorgfältig ausgesucht werden. 

Literaturhinweise, Quellenangaben:

  • „Die Natur-Apotheke. Das überlieferte und neue Wissen über unsere Heilpflanzen“ von Karin Buchart und Miriam Wiegele; 2. Auflage 2016, Red Bull Mediahouse GmbH
  • „Grüne Apotheke. Das Standardwerk zur Pflanzenheilkunde“ von Dr. Jörg Grünwald und Christof Jänicke, GU-Verlag, erschienen 2015      
  • „Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen. 2000 Pflanzen Mitteleuropas. Bestimmung, Sammeltipps, Inhaltsstoffe, Heilwirkung, Verwendung in der Küche“ von Steffen Guido Fleischhauer, Jürgen Guthmann und Roland Spiegelberger; 3. Auflage 2016; AT-Verlag
  • Gesundheit und Kraft durch Kräuter Gold M. Lassel 1. Bd. 1949 Kräuter Buchverlag im Lasel, Kolbermoor, Oberbayern