Vor einigen Tagen war im Großen Walsertal am Wegrand so viel Waldschachtelhalm, dass ich einigen davon zu Dekorationszwecken gesammelt habe. Gelbe Platterbsen, Vogelwicken, Labkraut, Samenstände des Johanniskrauts und ein paar Blüten der Acker-Kratzdistel sowie Margeriten dazu eingepackt – und es konnte losgehen mit der Bastlerei.

Der Waldschachtelhalm

Eines vorweg: Er ist, im Gegensatz zu seinem Verwandten, dem Acker-Schachtelhalm, giftig.
Der Wald-Schachtelhalm wächst im Berg- und Alpgebiet auf feuchten, sauren, mageren Böden in schattiger Lage. Seine Äste sind verzweigt, worin er sich von seinen Verwandten unterscheidet. Er sieht aus wie ein kleines Tannenbäumchen.
Stellst du ihn in die Vase, wirst du enttäuscht sein – ziemlich rasch wird er seine hübschen Ästchen hängen lassen … Als Kranzmaterial eignet er sich aber wegen der Fülle an Ästchen sehr gut.

Die Wiesen-Platterbse

Sie wird 50 – 90 cm hoch und wächst aufsteigend oder kletternd. Du findest sie in Wiesen und an Wegrändern vom Tiefland bis ins untere Alpengebiet auf frischen, feuchten, mäßig nährstoffreichen Böden. Sie besitzt 1 Paar Blättchen mit einer verzweigten Ranke an der Spitze. (Diese Ranke fehlt der Gelben Berg-Platterbse, auch hat sie 4 – 5 Blattpaare. Inhaltsstoffe und Verwendung ähnlich.)
Die Wiesen-Platterbse ist eine gute Futterpflanze für Weidevieh.
Platterbsen enthalten neben Stärke und Zucker auch etliche Mineralstoffe und Vitamine. Allerdings sollte man sie nicht übermäßig genießen und auf die richtige Zubereitung achten.
Hinweis: Einige Platterbsen-Arten enthalten giftige Aminosäuren, die Lathyrogene (lateinischer Name für Platterbse: Lathyrus). Sie können bei übermäßigem Verzehr (als Hauptnahrungsmittel genossen) und bei Verwendung von nicht ausreichend abgekochten Pflanzenteilen eine besondere Form einer folgenschweren Nahrungsmittelvergiftung verursachen: Den Lathyrismus ( Lähmungen, Krämpfe, Bewegungsstörungen, Veränderungen an Knochen und Blutgefäßen). Die Wiesen-Platterbse soll einen nur geringen Anteil dieses Inhaltsstoffes in sich tragen (siehe Hegnauer et al. 2001). Für uns Menschen wäre sie gekocht essbar – die Samen eingeweicht, Einweichwasser weggeleert und dann in frischem Wasser gekocht – ähnlich Bohnen. Ich habe sie bisher noch nicht verkostet. Sollte es soweit sein, berichte ich darüber. 😉😃

Die Vogel-Wicke

Sie wird 20 – 150 cm lang und wächst niederliegend oder kletternd. Sie besitzt 8 – 12 Blättchenpaare mit einer Ranke an der Spitze. Die Vogel-Wicke wächst vom Tiefland bis ins untere Alpgebiet auf trockenen bis feuchten, mässig nährstoffhaltigen Böden in warmen Lagen.
Sie ist eine wertvolle Futterpflanze und Pollenpflanze für etliche Wildbienen-Arten sowie eine wichtige Raupennahrung für das Kleine Fünffleck-Widderchen.
Wicken wurden bereits in der frühen Menschheitsgeschichte als Nahrung genutzt. Sie enthalten Flavonoide, Gerbstoffe, Asparagin, Vitamine und Spurenelemente. Die Samen enthalten reichlich Eiweiß.
Hinweis: In vielen Wicken-Arten finden sich schwankende Anteile an giftigen Inhaltsstoffen, z.B. Blausäureglykoside, ebenfalls Lathyrogene, hitzelabile Lektine, Pyrimidinderivate (Vicin), usw. Pyrimidinderivate können zu einem als Favismus (Zersetzung der roten Blutkörperchen) bezeichneten Krankheitsbild führen. Bekannt ist Favismus auch u.a. von der als Lebensmittel erhältlichen Saubohne. Gefährdet sind Personen mit einem genetisch bedingten Enzymmangel.
Für uns Menschen ist sie nur genießbar, wenn die Pflanzenteile über Nacht eingeweicht, das Einweichwasser weggeleert und die Teile dann gekocht werden. Hier fehlt ebenso mein Selbstversuch. 😁
Du siehst also, wie nah Genuss, sogar Gesundheit, und Giftigkeit auch hier beinander liegen!

Schneller Blumenkranz aus Waldschachtelhalm, Wiesen-Platterbse, Vogel-Wicke und Co

Materialbedarf
Ring von etwa 20 cm Durchmesser aus Metall oder Holz
Bast
Reichlich Waldschachtelhalm-Pflanzen
Wiesen-Platterbse, wenige Pflanzen
Vogel-Wicke, wenige Pflanzen
Weitere Blüten zum Verzieren, wie z.B.: Wiesen-Labkraut, Margerite,
Acker-Kratzdistel, Samenstände des Johanniskrauts

Schere
Teller als Unterlage

Herstellung

  • Waldschachtelhalm in Stücke mit je 2 bis 3 Astquirlen schneiden.
  • Bast am Ring festknoten. Dann ähnlich einem Adventkranz kleine Büschel von Waldschachtelhalm-Stücken lageweise am Ring befestigen. Die Unterseite des Ringes frei lassen.
  • Nun Platterbsen und Wicken um den Kranz winden. Die restlichen Blüten gefällig über den Kranz verteilen und hineinstecken.
Nach 2 Tagen

Ich habe den Kranz trocknen lassen. Den Samenstand des Johanniskrauts habe ich nach einigen Tagen entfernt, da das Braun nicht so dekorativ ausgesehen hat. Auch die Disteln haben an Farbe verloren. Ansonsten: Immer noch schön!

Der getrocknete Kranz nach 1 Woche – nun ohne Johanniskraut

Viel Spaß beim Nachmachen!

Weitere Hinweise und Informationen über die erwähnten Pflanzen findest du auch hier:
– Fleischhauer, Guthmann, Spiegelberger: Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen
– Lauber, Wagner: Flora helvetica
– Dietl, Jorquera: Wiesen- und Alpenpflanzen