Die Fastenzeit geht langsam dem Ende zu. Auch wenn man nicht streng fastet, so haben manche Traditionen in diesen 40 Tagen etwas sehr Vertrautes. Sie erinnern an unsere Kindheit, sind für viele Bestandteil des Glaubens, Teil unserer Gesellschaft und geben dem Jahr auch Struktur. In unserer Kultur ist es üblich am Gründonnerstag eine „Grüne Mahlzeit“ auf den Tisch zu bringen.
Etwas besonders Gutes tun wir uns mit dem Genuss einer Neun-Kräuter-Suppe. Sie strotzt nur so vor Vitaminen, Mineralstoffen und vielen weiteren gesunden Inhaltsstoffen. Und mit geschmacklich gut abgestimmten Kräutern gekocht, sowie hübschen Blüten dekoriert, schmeckt sie wunderbar – das Auge isst ja bekanntlich auch mit. 😉
Bereits unsere vorchristlichen Ahnen haben das erste zarte Grün, das unter der schmelzenden Schneedecke hervorgekommen ist, gesammelt. Diese Kräuter waren wahre Energiespender – reich an Vitaminen und Mineralstoffen.
Die „Neunzahl“ der Kräuter ist ein Hinweis auf eine magische Speise. Ihr Genuss war Ritual. Durch die Neun-Kräuter-Suppe hat man sich im Frühling mit den Vegetationsgeistern verbunden, die zum neuen Leben erwacht waren.
Mit neun Kräutern sollte man auch in der Walpurgisnacht räuchern, um die Menschen und deren Besitz vor dem „Verhext werden“ zu schützen.
In christlicher Zeit ist daraus die Gründonnerstagssuppe entstanden, Bestandteil der Vorbereitung auf das Osterfest. In dieser Zeit feiert man ja ebenfalls das neue Leben, die Auferstehung. Die Neun hat hier einen hohen symbolischen Wert, da drei mal drei (heilige Dreifaltigkeit) neun ergibt. Ebenso steckt das Wort „neu“ in der Neun. Heil- und Trostkraft liegt auch in der grünen Farbe.
Neun verschiedene erste Frühlingskräuter gehören in diese Suppe. Je nach Verfügbarkeit und Region können das verschiedene sein. Einige der folgenden sollten aber dabei sein: Brennnessel, Gundelrebe, Löwenzahn, Schafgarbe, Giersch, Vogelmiere, Wegerich, Bärlauch, Sauerampfer, Gänseblümchen, Kresse, Scharbockskraut. Die Wirkung ist reinigend, entschlackend und vitalisierend.
Die Auswahl an Kräutern
Wieviel du von welchen Kräutern nimmst, hängt davon ab, welche Geschmacksrichtung du bevorzugst. Entscheidend ist auch, was Garten und Natur gerade im Angebot haben.
Anteilsmäßig gebe ich vor allem reichlich Giersch und Brennnesseln sowie Bärlauch dazu. Wiesenschaumkraut schmeckt mir auch wunderbar, habe davon aber leider nicht so viel.
Die weiteren Kräuter verwende ich sparsamer. Gundelrebe und Schafgarbenblätter empfinde ich geschmacklich als sehr intensiv, sie verwende ich sparsam. Vorsicht auch beim Löwenzahn – damit die Suppe nicht zu bitter wird. Beim Sauerampfer gilt ähnliches – der Sauergeschmack sollte nicht im Vordergrund stehen.
Gänseblümchen sind nicht nur wohlschmeckend, sondern ihre Blüten auch eine besonders hübsche Dekoration. Du kannst dazu auch Veilchen-, Taubnessel- oder Himmelschlüsselblüten verwenden.
Die folgende Auswahl landet bei uns zur Zeit im Kochtopf:
Der Giersch
Schmeckt sehr aromatisch, ähnlich wie Karotte und Petersilie. Zarte Blätter wachsen nahezu die gesamte Vegetationszeit nach und können in der Küche verwendet werden. Auch Blüten und Früchte dürfen in den Kochtopf wandern.
Enthält reichlich Mineralien und Vitamine (A und C), außerdem Harz, ätherisches Öl, Flavonoide, Phenolcarbonsäure.
Volksmedizin: Mild harntreibend, krampflösend, entzündungshemmend und entsäuernd – daher gegen Rheuma- und Gichterkrankungen.
Die Brennnessel
Sie schmeckt … nach Brennnessel. 😉 Zum Kochen die ersten Blätter im Frühjahr oder später die ersten 2 bis 4 Blätter an der Triebspitze verwenden.
Mineralstoffreich, enthält reichlich Kieselsäure, Eisen.
Volksmedizin: Gegen rheumatische Beschwerden und Verdauungsleiden, leicht harntreibend, blutbildend, erhöht die Enzymproduktion der Bauchspeicheldrüse, gegen Gallenerkrankungen, blutreinigend, entgiftend, krebsvorbeugend, blutzuckerspiegelsenkend, hemmt Entzündungen, lindert Prostatabeschwerden.
Der Bärlauch
Schmeckt intensiv nach Knoblauch (und riecht auch so), würzig und etwas scharf. Zum Kochen Blätter vor der Blüte oder Knospen verwenden.
Antibakteriell, enthält ätherisches Öl, Alliine, Flavonoide, Saponine, Polysaccharide, Schleim, Zucker, Vitamin C, Kalium und Mangan.
Volksmedizin: Blutdrucksenkend, cholesterinspiegelsenkend, gegen Gefäßverkalkung, blutreinigend, entzündungshemmend, harntreibend, schleimlösend, stoffwechselanregend, allgemein tonisierend und stärkend, appetitanregend.
Das Wiesenschaumkraut
Schmeckt stark nach Kresse. Zum Kochen junge Blätter oder Knospen verwendbar.
Reiche Vitaminquelle, v.a. Vitamin C (teilweise enthalten 100g bereits das Mehrfache unseres Tagesbedarfes).
Volksmedizin: Regt Leber- und Gallentätigkeit an, blutreinigend, krampflösend, verdauungsfördernd, gegen rheumatische Beschwerden.
Das Gänseblümchen
Schmeckt leicht nussig, etwas nach Karotte. Hinterlässt bei manchen Menschen bei Rohgenuss ein Kratzen am Gaumen. Junge Blätter, Blüten, Blütenstängel und Knospen können in der Küche verwendet werden.
Reich an Vitaminen und Mineralstoffen.
Volksmedizin: Gegen Katarrhe, Hauterkrankungen und Leberleiden; stoffwechselanregend, fördert Blutbildung und unterstützt die ableitenden Harnwege.
Die Gundelrebe
Schmeckt aromatisch, sehr intensiv, etwas „böckelnd“. Zum Kochen Blätter sparsam, Blüten zur Dekoration verwenden. Gilt als appetitanregend.
Enthält Gerb- und Bitterstoffe, ätherisches Öl, Saponine, Cholin, Vitamin C und Kalium.
Volksmedizin: Gegen Magen-Darmkatarrhe, Blasenleiden, Leberschwäche, grippale Infekte, stoffwechselregulierend.
Der Löwenzahn
Schmeckt ähnlich Endiviensalat, wird mit zunehmendem Alter bitterer. Zum Kochen nur junge Blätter vor der Blüte verwenden.
Enthält Bitterstoffe, Flavonoide, Schleimstoffe, Inulin, Phytosterine, Eiweiß, viele Vitamin- und Mineralstoffe.
Volksmedizin: Steigert Gallensekretion, harntreibend, gegen Leberbeschwerden, Gicht und rheumatische Erkrankungen, blutreinigend, bei Verdauungsbeschwerden, mildes Abführmittel.
Der Sauerampfer
Schmeckt fein säuerlich, im Rohzustand zusammenziehend.
Enthält Oxalsäure, daher sparsam und nur junge Blätter verwenden. Enthält u.a. reichlich Vitamin C.
Volksmedizin: Blutreinigend, harntreibend, verdauungs- und gallensekretionsfördernd.
Sollte von Schwangeren nicht gegessen werden (Oxalsäure).
Die Schafgarbe
Schmeckt würzig, duftet ähnlich Kamillenblüte. Zum Kochen die jungen Blätter vor der Blüte verwenden.
Enthält alle Schüssler-Salze. Weitere Inhaltsstoffe sind ätherisches Öl, Gerb- und Bitterstoffe, Flavonoide, Cumarine, Vitamine und Mineralstoffe – insbesondere Kupfer und Kalium.
Volksmedizin: Entzündungshemmend, gegen Magen-, Darmprobleme. Beruhigend, blutreinigend, allgemein kräftigend. Fördert die Gallensekretion. Krampflösend für Frauen (mit Gänsefingerkraut und Frauenmantel).
Achtung: Enthält das Allergen Sesquiterpenlactone – Reaktion v.a. bei Hautkontakt möglich.
Neun-Kräuter-Suppe
Für 4 Personen
Zutaten
4 EL Butter
2 Frühlingszwiebeln oder Schalotten
4 Kartoffeln
1 EL Mehl
1/4 l trockener Weißwein
1 l Gemüsebrühe
Salz
Pfeffer
Muskatnuss
Etwas Zitronensaft
Etwa 4 Handvoll Kräuter (9 verschiedene)
Wenige Kräuter und / oder Blüten zur Dekoration
Brot als Beilage
Zubereitung
- Kräuter reinigen, bei Bedarf waschen und im Sieb abtropfen lassen. Deko-Kräuter auf die Seite legen.
- Frühlingszwiebeln fein würfeln oder Schalotten schälen und fein würfeln. Erdäpfel schälen und würfeln.
- Beides in Butter einige Minuten farblos anschwitzen. Dann das Mehl einrühren.
- Mit Wein löschen, Suppe aufgießen und leicht köcheln lassen, bis die Erdäpfel sehr weich sind.
- Die Kräuter grob schneiden.
- Die Kräuter in die Suppe geben und alles einmal kurz aufkochen lassen. Mit dem Pürierstab pürieren.
- Mit Salz, Pfeffer, Muskat und Zitronensaft würzen, abschmecken.
- In Suppenschalen füllen und die beiseite gelegten Kräuter und Blüten darüber streuen.
- Mit Brot servieren.
Viel Spaß beim Sammeln, Nachkochen und Genießen.
(23. Blog-Beitrag)