Nachdem der Frost bereits viele Pflanzen „in die Knie gezwungen hat“, das Schöllkraut in unseremGarten jedoch noch kräftiger wächst, als die Monate davor, möchte ich dir diese Pflanze gern näher vorstellen.
Sie eignet sich weder für Dekorationen noch zur Verwendung in der Küche, aber sie ist für mich das Hilfsmittel der Wahl, wenn sich Warzen hartnäckig gegen Entfernung wehren.

Das Schöllkraut

Es ist bei uns auch unter dem Namen „Warzenkraut“ bekannt.
Das Schöllkraut gehört zur Familie der Mohngewächse. Es wächst gern an Wegrändern und in Gärten als „Unkraut“ und liebt feuchten, nahrhaften Boden.
Es ist ein Stickstoffanzeiger.
Die Blütezeit ist von Mai bis Oktober.

Beim Brechen von Pflanzenteilen tritt der dunkelgelbe Milchsaft aus, der an der Luft rasch orange wird. Dieser Pflanzensaft (ätzende Wirkung) und andere Pflanzenbestandteile gelten als leicht giftig.

Über die Geschichte des Schöllkrauts und dessen Anwendungen

Der lateinische Name Chelidonium (majus) bedeutet soviel wie Himmelsgabe. Das griechische Wort „Chelidon“ heißt auf deutsch „Schwalbe“, die lateinischen Wörter „coeli donum“ bedeuten „Himmelsgabe“. Aus der griechischen Antike ist die Legende bekannt, dass Schwalbenmütter ihren Jungen mit dem Saft des Schöllkrauts die (beim Schlüpfen noch blinden) Augen öffnen.

Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit wurde das Schöllkraut häufig in Kräuterbüchern erwähnt. Von damaligen Ärzten wurde es gemeinsam mit Anis bei schweren Leberleiden wie Gelbsucht verwendet. Sogar gegen die Pest hat man versucht es einzusetzen.

Das Schöllkraut wurde im Mittelalter auch häufig als Mittel gegen diverse Augenkrankheiten beschrieben. Solche Hinweise (… „gemeinsam mit Honig u.a. bei fleckigem Sehen, zunehmender Erblindung und roten Augen“) findet man im „Kräuterbuch“ von P. A. Matthioli (1586) und im „Gart der Gesundheit“ (1485).

Weitere Empfehlungen zur Verwendung des Schöllkrauts waren auch bei „Fisteln, Hautentzündungen durch Laufen, Zahnschmerzen oder Geburtsschmerzen“. Schon damals wurde zur äußerlichen Behandlung oft der Pflanzensaft genutzt. Seit etwa dem 17. Jahrhundert wird es vor allem zur Behandlung von Warzen empfohlen – daher der Name „(Feig-)Warzenkraut“.

Inhaltsstoffe und Verwendung

Schöllkraut enthält verschiedene Alkaloide wie Berberin, Coptisin, Chelidonin, organische Säuren, Saponine und Flavonoide.

Gefahrenhinweise:
Bei Verabreichung hoher Dosen lebertoxische Wirkung möglich!
Nicht für Kinder unter 6 Jahren, Schwangere, Stillende, Leberkranke und bei Überempfindlichkeit auf Mohngewächse!

Die Wirkstoffe gelten als krampflösend im Magen-Darmtrakt, entzündungshemmend, Gallenfunktion anregend, schmerzlindernd, antimikrobiell, antiviral.

Volksmedizinische Verwendung heute bei Asthma, Arteriosklerose, Bluthochdruck, Wurmerkrankungen, Krämpfen, Gicht, Beinödemen und Magenkrebs in Form von Fertigpräparaten (standardisierter Alkaloidgehalt, da die Höhe des Alkaloidgehalts in ganzen Pflanzen unbekannt ist).

Ebenso wird das Schöllkraut in der traditionellen chinesischen Medizin verwendet.
In der aktuellen Naturheilkunde wird es nach wie vor vielfältig verwendet, allerdings nicht mehr in der gleichen Form wie im Mittelalter.

Schöllkraut gilt heute als eines der besten alternativen Heilmittel gegen Warzen. Die in der Pflanze enthaltenen Alkaloide hemmen das Zellwachstum der durch die Viren entstandenen Warzen.

Anwendung gegen Warzen

Unbedingt vor Anwendung die Gefahrenhinweise im Kapitel „Inhaltsstoffe und Verwendung“ beachten!

  • Verwendet wird der Saft von frischen Pflanzen, idealerweise während der Blütezeit. Dazu wird ein Pflanzenteil abgeschnitten oder abgezwickt. Aus der Schnitt- oder Bruchstelle sickert dann der Saft.
  • Der orange Milchsaft wird sofort auf die betroffene Stelle getupft. Nach Möglichkeit sollte die gesunde Haut um die Warze nicht mit dem Saft benetzt werden, da dieser eine leicht ätzende Wirkung hat.

  • Diese Anwendung muss über einen längeren Zeitraum täglich wiederholt werden.

Mir haben die Anwendungen gegen eine lästige Warze auf der Fußsohle – nach erfolglosen Behandlungen durch Vereisungen und diverse Tinkturen – geholfen.
Es ist auf jeden Fall einen Versuch wert. Allerdings braucht man Geduld. Da heißt es einige Wochen lang mindestens einmal täglich, besser öfter, betupfen.

Im Bereich von Gesicht, Dekolleté, … ist die Anwendung gut abzuwägen. Der Pflanzensaft bleibt als dunkel-oranger bis bräunlicher Fleck über einige Tage sichtbar.

Also, für den Fall, … guten Erfolg!

Wie immer gilt: Die Autorin übernimmt keine Verantwortung und Haftung für Wirkung und Gelingen. Die Leser*in handelt auf eigene Gefahr. 
Die exakte Bestimmung der gesammelten, gesunden Pflanzen hat absolute Priorität, ebenso muss der Sammelort sorgfältig ausgesucht werden. 

Literaturhinweise:

https://www.iberogast.de/produkte/heilpflanzen; abgerufen am 24.8.2021

https://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=Schoellkraut&search=chelidoni; abgerufen am 24.8.2021

https://www.kraeuter-buch.de/kraeuter/Schoellkraut.html; abgerufen am 24.8.2021

„Grüne Apotheke. Das Standardwerk zur Pflanzenheilkunde“ von Dr. Jörg Grünwald und Christof Jänicke, GU-Verlag, erschienen 2015