Jetzt im Mai können wir die mit unzähligen weißen Blüten übersäten Sträucher an Waldrändern finden, in höheren Lagen blüht Weißdorn bis in den Juni. Mit der Blütezeit beginnt die Erntezeit für gesundheitliche Anwendungen.

Blüten, Blätter und Beeren der Pflanze aus der Familie der Rosengewächse werden in der Phytotherapie als sehr gut verträgliches Herzstärkungsmittel verwendet. Weißdorngeist kannst du gut selbst ansetzen. Für das im Anschluss vorgestellte Rezept brauchst du allerdings etwas Geduld, da zum Blüten- und Blätteransatz im Frühjahr ein Beerenansatz im Herbst hinzugefügt wird.
Die zarten Blätter der Triebspitzen vor der Blüte, Blüten, Knospen und Beeren finden auch in der Küche Verwendung.

Der Weißdorn (Crataegus)

Familie der Rosengewächse (Rosaceae)

Namensherkunft
Der deutsche Name weist auf die weißen Blüten hin.
„Kratos“ (griechisch) heißt „Härte“ und bezieht sich auf das harte Holz der Pflanze. Weißdorn wurde von den Germanen an den Rändern zur Landbegrenzung gepflanzt (Hag = Hecke).  

Volksnamen 
Hagedorn, Heckendorn

Aussehen und Vorkommen
Weißdorn ist ein Strauch, der bis zu 4 m hoch und gern an Waldrändern wächst. Wie der Name sagt, trägt er Dornen – je nach Art nicht oder auch an den Kurztrieben. Die Rinde ist hellgrau.
Die zahlreichen, stark duftenden, weißen (manchmal hell rosa) Blüten zeigen sich um Mai herum, die Sträucher sehen dann wie weiße Wolken aus. Die eiförmigen roten Samen reifen im Herbst.
Wie unterscheiden sich die zwei bei uns am häufigsten vorkommenden Weißdornarten? Die Blütenstiele des Eingriffeligen Weißdorns sind behaart, die Früchte enthalten 1 Samenkorn, die Blätter sind spitzlappig und tief eingeschnitten, die Oberseite glänzt nicht oder kaum; die Blütenstiele des Zweigriffeligen Weißdorns sind kahl, die Früchte enthalten 2 bis 3 Samenkörner, die Blätter sind stumpflappig und an der Oberseite glänzend grün und weniger gekerbt.

Der Eingriffelige Weißdorn blüht 2 Wochen später als der Zweigriffelige und ist etwas wärme- und trockenheitsliebender.  
Beide Arten werden gleichermaßen volksmedizinisch verwendet. Zwei weitere bei uns selten vorkommende Arten (Crataegus lindmanii und Grosskelchiger Weißdorn) dürften ähnlich verwendbar sein, sind aber nicht genau untersucht.

Sammelhinweise
Sammelzeit für gesundheitliche Anwendungen ist die Zeit der Blüte (April bis Juni – je nach Höhenlage) und der Fruchtreife (September, Oktober). Die Blätter für Tee werden im Juli gesammelt. 
Für die Küche können die ersten zarten Blätter vor der Blüte, Blütenknospen sowie Blüten und Früchte gesammelt werden. 

Inhaltsstoffe
Blätter (höchster Gehalt an Inhaltsstoffen im Sommer) und Blüten enthalten reichlich Flavonoide, oligomere Procyanide, C-Glykoside, Triterpene und biogene Amine. Dieselben Stoffe sind in den Früchten (Ernte im Herbst) in niedrigerer Konzentration enthalten. Die Blüten enthalten bis zu 0,15 % ätherisches Öl.

Volksmedizin
Weißdorn wird in der Volksmedizin bei Herzbeschwerden, niedrigem oder hohem Blutdruck, gegen Arteriosklerose, Atemnot, Schwindel und als Beruhigungsmittel eingesetzt.
Tee:  1 TL getrocknete Weißdornblätter und -blüten zerkleinern, mit 150 ml kochendem Wasser übergießen und 5 bis 10 Minuten ziehen lassen. 3 bis 4 Tassen täglich, mindestens 6 Wochen lang trinken.

Wissenschaftlich belegte Anwendungen
Laut Grünwald und Jänicke, „Grüne Apotheke“ ( weitere Informationen zu Literaturangaben am Ende des Beitrags) sind pharmazeutisch hergestellte Teemischungen und Auszüge wirksam bei nachlassender Leistungsfähigkeit des Herzens und ideal für das Altersherz.
Physiologisch vermutet man, dass die positive Wirkung des Weißdorns auf den Herzmuskel darauf beruht, dass er die Durchlässigkeit der Zellmembranen für Kaliumionen erhöht, für Calciumionen aber blockiert und sich so der Herzmuskel entspannen kann.
Wichtig zu wissen
Die Wirkung setzt erst nach ca. 8-wöchiger, regelmäßiger Einnahme von der empfohlenen Dosierung ein, hält aber noch lange nach Absetzen an.      
Es seien keine Nebenwirkungen bekannt, eine dauerhafte Anwendung sei unschädlich.   
Während Schwangerschaft oder Stillzeit Einnahme nach Rücksprache mit dem Arzt wegen mangelnder wissenschaftlicher Untersuchungen zur Einnahme von Weißdornpräparaten in diesen Lebensphasen.   

Verwendung in der Küche      
Die Blüten können zum Aromatisieren oder Verzieren von Desserts oder zur Herstellung von Blütenzucker verwendet werden.     
Die ungeöffneten Blütenknospen können im April gesammelt und wie Kapern eingelegt oder als Gemüse gegessen werden. Die Früchte schmecken mehlig, fruchtig und süß. Sie können roh gegessen oder Kompotten, Wein, Likör, Essig und Marmeladen zugefügt werden. Gemischt mit Äpfeln erhält man ein rotes Apfelmus. Man kann sie, von Samen befreit, mit Mehl gemischt, zu einem wohlschmeckenden Brei verarbeiten. Dr. Markus Strauß empfiehlt sie als Zutat zu einem interessanten Brotaufstrich, gemischt mit Nüssen, Sonnenblumenkernen, Olivenöl und Gewürzen.  
Getrocknet können sie als Tee oder gemahlen als Streckmehl verwendet werden.
Die geschroteten und gerösteten Samen können als Kaffee-Ersatz dienen.       
Die jungen Blätter und Blüten schmecken nuss-mandelartig und eignen sich besonders als Salat- oder Spinatzutat oder zu gedünstetem Gemüse, wie z.B. Kohlrabi und Karotten. Auch Kräuteraufstriche und Dips können damit ergänzt werden. 
Wer häufig Weißdorn in der Küche verwendet, profitiert auch von der kräftigenden Wirkung auf das Herz.

Sonstige Verwendungen
Das harte, knorrige Holz kann zur Herstellung von kleinen Gebrauchsgegenständen, Werkzeuggriffen, Spazierstöcken und Schirmgriffen verwendet werden. Es kann auch gedrechselt werden, neigt aber zu Rissen beim Trocknen und ist schwierig zu verarbeiten.

Geschichte
Indogermanische Stämme haben bereits den Weißdorn als Dornenstrauch zum Schutz ihrer Siedlungsgebiete verwendet. Vermutlich waren es „old hags“ (kräuterkundige Frauen in Irland), die 1850 Dr. Green beeinflussten Weißdorn als Herzmittel anzuwenden. Seine Praxis wurde bekannt zur Behandlung von Herzpatienten.
In der chinesischen Heilkunde ist die Anwendung von Weißdorn schon länger bekannt.

Das Holz wurde früher zur Herstellung von Werkzeug verwendet.

Weltweit gibt es viele weitere Arten von Weißdorn auf der Nordhalbkugel, die in der Kräuterkunde ähnlich verwendet werden.

Verschiedenste Studien untermauern heute die Wirksamkeit von Weißdorn.

Weißdornlikör

Frühjahr- UND Herbsternte ansetzen!

Zutaten Frühjahr

500 ml Korn 38%

Je 2 Handvoll Weißdornblüten und -blätter zur vollen Blütezeit

Glas mit Deckel (Fassungsvermögen 500 ml)

Zutaten Herbst

Abgesiebter Ansatz vom Frühjahr

300 g frische Weißdornbeeren (ohne faule Stellen – müssen in Ordnung sein)

1 Vanilleschote

1 L Korn 38%

Stabmixer

Glas mit Deckel (Fassungsvermögen 2 L) 

1/8 L Wasser

80 g Zucker

Zubereitung im Frühjahr

  • Blüten und Blätter klein schneiden und in das Glas füllen. 500 ml Korn darüber gießen.
  • 2 Wochen an einem hellen Platz, nicht in der prallen Sonne, ziehen lassen. Ab und zu schwenken.
  • Absieben und dann gut verschlossen und lichtgeschützt bis in den Herbst stehen lassen.

Zubereitung im Herbst

  • Weißdornbeeren aneinander rubbeln, damit sich die Stängelchen und andere Anhaftungen lösen. Waschen und mit dem Stabmixer etwas zerkleinern.
  • Früchte ins Glas füllen, Vanilleschote aufschlitzen und zugeben und 1 L Korn darüber gießen.
  • 2 bis 3 Wochen an einem hellen Platz ohne direkte Sonneneinstrahlung ziehen lassen; hie und da schwenken.
  • Abseihen und mit dem Auszug vom Frühjahr gut mischen.
  • Zucker mit Wasser aufkochen, etwas abkühlen lassen und mit der Auszugmischung verrühren.
  • Noch 4 bis 6 Wochen ruhen lassen.
  • Einmal täglich 1 TL davon einnehmen – mindestens 6 Wochen lang.
  • Wirkungseintritt erst nach ca. 6 bis 8 Wochen. Wirkung hält auch nach Einnahmeende noch lange an.

Soll das Herz stärken, sei besonders für das Altersherz gut. Würde auch bei Herzinsuffizienz Grad I und II und bei zu niederem oder zu hohem Blutdruck sowie bei Herz-Rhythmusstörungen manchmal empfohlen. Soll auch den Cholesterinspiegel positiv beeinflussen – in Kombination mit reichlich Bewegung und gesunder Ernährung.
Herzkranke müssen zuerst schulmedizinisch abgeklärt werden und dann sollte die Einnahme von Weißdornpräparaten mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.
Es seien keine Nebenwirkungen bekannt.

Viel Spaß beim Sammeln in der Natur und gutes Gelingen wünscht dir

Kräutereva

Wie immer gilt:
Die Autorin übernimmt keine Verantwortung und Haftung für Wirkung und Gelingen. Die Leser handeln auf eigene Gefahr. 
Die exakte Bestimmung der gesammelten, gesunden Pflanzen hat absolute Priorität, ebenso muss der Sammelort sorgfältig ausgesucht werden. 
Alle Informationen in diesem Beitrag sind mit großer Sorgfalt recherchiert und zusammengestellt worden, stellen aber keinen Ersatz für den Arztbesuch dar. Für etwaige Nachteile, die aus der praktischen Anwendung dieser Angaben resultieren, übernimmt die Autorin keine Haftung.

Literaturhinweise:

  • „Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen. 2000 Pflanzen Mitteleuropas. Bestimmung, Sammeltipps, Inhaltsstoffe, Heilwirkung, Verwendung in der Küche“ von Steffen Guido Fleischhauer, Jürgen Guthmann und Roland Spiegelberger; 3. Auflage 2016; AT-Verlag
  • „Grüne Apotheke. Das Standardwerk zur Pflanzenheilkunde“ von Dr. Jörg Grünwald und Christof Jänicke, GU-Verlag, erschienen 2015      
  • „Die Alchemie der Kräuter und Gewürze. Entfache die Heilkraft einfacher Zutaten“ von Rosalee de la Forèt, Verlag Trias, erschienen 2018     
  • „Die Waldapotheke. Bäume, Sträucher und Wildkräuter, die nähren und heilen“ von Dr. Markus Strauß; Knaur Verlag, erschienen 2017      
  • „Heilpflanzenrezepte. Die besten aus der Freiburger Heilpflanzenschule“ von Ursel Bühring; 2014 Eugen Ulmer KG   
  • „Die Natur-Apotheke. Das überlieferte und neue Wissen über unsere Heilpflanzen“ von Karin Buchart und Miriam Wiegele; 2. Auflage 2016, Red Bull Mediahouse GmbH