Mischkulturen können viele Vorteile mit sich bringen: Geringerer Schädlingsbefall, höherer Ertrag, … In unserem Garten hat sich der Feldsalat, auch Nüsslisalat oder, in meinem Herkunftsland Steiermark, Vogerlsalat genannt, den Platz zwischen den Safranblättern erobert. Der Safran profitiert von der Bodenbedeckung, der Salat vom geschützten Platz unter den büschelig wachsenden Safranblättern.

Rund um Safran und Feldsalat

Über den Safran habe ich im Herbst 2020 einen Beitrag geschrieben. Nachzulesen unter: https://www.kraeutereva.at/wp-admin/post.php?post=961&action=edit.

In unserem Garten findet Safran offensichtlich ideale Bedingungen. Er erfreut uns mit jährlich wachsenden Erntemengen. (Wobei das Wort „Menge“ in diesem Zusammenhang etwas übertrieben scheint. Sprechen wir doch von Erträgen in Gramm-Höhe.)

Für die Gartengestaltung ist Safran aber doch eine Herausforderung.

Sieht aus wie Grasbüschel – ist aber Safrangrün.

Im Spätwinter und am Beginn des Frühjahrs sind die, wie Grasbüschel aussehenden, Safranblätter hübsche grüne Farbtupfer. Vielleicht etwas „unfrisiert“, aber eben doch wunderschön kräftig grün. Im Lauf des Frühjahrs werden sie gelb und ziehen schließlich ein.

Ein brachliegendes Beet über die heißen Monate ist weder optisch schön, noch tut es dem Boden und dem Safran gut. So heißt es Zwischenpflanzungen finden, die schnell wachsen, wenige und oberflächliche Wurzeln ausbilden und schön anzusehen sind.

Mohn, Jungfer im Grünen und Rittersporn erfüllen diesen Zweck wunderbar. Sie können Ende des Winters zwischen den Vogerlsalatpflänzchen angesät werden. Sind diese Blumen abgeblüht (idealerweise nach Bildung der ersten Samenkörper), werden sie entfernt (auch sie versamen sich bei uns wunderbar und ganz von selbst).

Das Beet wird anschließend mit Kompost und Rasenschnitt bedeckt. Bis dann Ende September, Anfang Oktober die ersten Safran-Blattspitzen durchbrechen und kurz darauf die wertvollen Blüten erscheinen.

Der Vogerlsalat nimmt eine andere Rolle ein.

Jede Menge Salat-Nachwuchs. Die „Jungfer im Grünen“ profitiert ebenso von den schützenden Safranblättern.

Der Vogerlsalat wird (wenn er sich nicht, wie bei uns, schon selbst aussät) im Spätsommer breitwürfig im Safranbeet angesät, bevor Komposterde und Rasenschnitt darüber kommen.

Der Rasenschnitt, der bis im Spätherbst nicht verrottet ist, wird vorsichtig abgerecht. Bereits im Spätherbst, zwischen den noch zarten, kleinen Safranpflanzen, keimen dann die ersten Vogerlsalat-Pflänzchen. Im milden Winter 2021/2022 waren es bei uns sicher hunderte von Pflänzchen.

Die Safranblätter werden vor Wintereinbruch zu grasartigen Büscheln. Unter diesen entwickeln sich geschützt die ersten Vogerlsalatpflänzchen schon Ende des Winters zu Erntegröße. Nun sind fortlaufende Ernten möglich, bis nach einigen Wochen die Pflanzen zu blühen beginnen. Gleichzeitig bedecken die Salatpflänzchen den Boden zwischen den Safranpflanzen und schützen so vor Erosion und Austrocknung. Bei uns bleiben die Pflanzen stehen, bis sie Samen tragen. Zu dieser Zeit werden sie ohnehin von Jungfer im Grünen, Mohn und Rittersporn überwachsen und so fällt es leicht sie dem natürlichen Kreislauf zu überlassen. Im Herbst keimen dann wiederum die ersten Pflänzchen für die nächste Erntesaison.

Vogerlsalat – eine Vitamin-, Mineralstoff- und Geschmacksbombe

Vogerlsalat ist nicht nur sehr pflegeleicht und ein willkommenes, winterliches Salatgemüse, sondern tut uns auch mit seinen Inhaltsstoffen besonders gut.

Er enthält Flavonoide (Luteolin und Diosmin), Carotinoide (Beta-Carotin und Lutein), Chlorogensäure, reichlich Vitamin C (etwa 35 mg pro 100g), die Vitamine B1, B2, B3, B6, Folsäure und Vitamin E, Provitamin A (365 Mikrogramm pro 100 g), viel Kalium, Eisen, Calcium, Magnesium, Zink und Kupfer.

Achtung bei Vogerlsalat aus Gewächshäusern! Er ist leider auch oft reich an Nitrat. Im Freiland und in Bio-Betrieben (und im eigenen Garten naturnah angebaut) geerntete Pflanzen sind weniger Nitrat-belastet.

Vogerlsalat gehört zur Familie der Baldriangewächse. Die Wurzeln enthalten die vom Baldrian bekannten Valepotriate. Eine heilkundliche Verwendung ist in dieser Hinsicht nicht bekannt.

Allerdings wirkt er aufgrund seines Vitamin- und Mineralstoffreichtums blutreinigend, hat einen positiven Effekt auf die Verdauung, vertreibt die Frühjahrsmüdigkeit und stärkt den Körper gegen Infektionen. Provitamin A hat einen günstigen Einfluss auf Augen und Haut. Er gilt auch als nervenstärkend wegen des Gehalts an Valepotriaten, Magnesium, Calcium und Phosphor.

Der Geschmack ist kräftig und nussig, was ihn zu einem besonders wohlschmeckenden Wintergemüse macht.

Er ist bis zu minus 15 Grad frostresistent und wächst in unseren Breitengraden auch im Freiland. In milden Wintern, wie 2021 / 2022, kann er bis in den April hinein über den ganzen Winter geerntet werden. Nicht zuletzt punktet Vogerlsalat daher auch wegen seiner regionalen Herkunft mit damit verbundenen kurzen Transportwegen.

Folgenden Salat bereite ich in der Vogerlsalat-Saison sehr gern als Vorspeise für Gäste zu:

Vogerlsalat mit Champignons und Nüssen

4 große Portionen

Zutaten

300 g Vogerlsalat
2 EL Haselnüsse
150 g feste Champignons
Saft ½ Zitrone
100 g durchwachsener Speck
Salz
Pfeffer, schwarz, frisch gemahlen
1 Knoblauchzehe
4 EL Balsamico-Essig
4 EL Olivenöl

Zubereitung

  • Haselnüsse grob hacken, Speck klein würfeln. Miteinander in einer Pfanne ohne Fett anrösten. Knoblauch hineinpressen, kurz umrühren und alles aus der Pfanne heben.
  • Mit dem Balsamico-Essig die Röststoffe in der Pfanne löschen. Gut verrühren und mit Salz, Pfeffer und Öl zu Marinade mischen.
  • Salat waschen und trockenschleudern.
  • Champignons putzen und in dünne Scheiben schneiden. Mit dem Zitronensaft mischen.
  • Salat in einer weiten Schüssel mit Speck und Nüssen bestreuen, Champignons darunterheben. Mit der Marinade mischen.

Viel Freude beim Nachmachen, Nachkochen und Genießen!

Quellen und Literaturhinweise:

  • „Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen. 2000 Pflanzen Mitteleuropas. Bestimmung, Sammeltipps, Inhaltsstoffe, Heilwirkung, Verwendung in der Küche“ von Steffen Guido Fleischhauer, Jürgen Guthmann und Roland Spiegelberger; 3. Auflage 2016; AT-Verlag

Wie immer gilt: 
Die Autorin übernimmt keine Verantwortung und Haftung für Wirkung und Gelingen. Die Leser handeln auf eigene Gefahr. 
Die exakte Bestimmung der gesammelten, gesunden Pflanzen hat absolute Priorität, ebenso muss der Sammelort sorgfältig ausgesucht werden.