Herbstzeit ist Sammelzeit. Aber auch Kurs- bzw. Workshopzeit. Beides hat bei mir dazu geführt, dass der Blog einen Urlaub verpasst bekommen hat. Heute ist wieder Blog-Tag!

Nützen wir die letzten frostfreien Tage dieses Jahres um Hagebutten zu sammeln. Die Bewegung an der frischen Luft tut uns gut. Ist es dabei kalt, stärken wir unsere Abwehr.

Abwehrstärkend gegen Erkältungskrankheiten ist auch der Genuss von Hagebutten durch ihren hohen Vitamin C-Gehalt.
Was uns diese kleinen roten Früchtchen noch so alles Gutes tun können, erfährst du im folgenden Beitrag.

Die Rosen

In unseren Gärten und Parks finden sich hunderte verschiedene Sorten von Kulturrosen. Gezüchtet wurden sie, um uns mit besonderen Düften oder raffinierten, gefüllten Blüten zu erfreuen. Rosen haben schon aus diesem Grund eine heilsame Wirkung – in jedem Fall auf unsere Psyche.

Das Märchen von Dornröschen veranschaulicht auch die Schutzwirkung der stachelbewehrten Sträucher. Wer vermag schon eine Hecke aus Rosen zu durchbrechen?

Im Spätsommer und Herbst finden wir an Waldrändern, in Wiesen und an Böschungen wild wachsende Rosen geschmückt mit roten Hagebutten. An Kulturrosen werden selten Hagebutten belassen, ausgenommen an vielblütigen, einmal jährlich blühenden Sorten, die mit besonders kleinen Hagebutten verziert sind.

Die Früchte unserer Ramblerrose. Über den ganzen Winter dienen sie als Futter für Amseln. Ich verwende sie gern zum Dekorieren.

Eine kleine Übersicht über Rosen, deren Hagebutten besonders als Wildobst oder für unsere Gesundheit geeignet sind:

Hundsrose, Heckenrose (Rosa canina)

VolksnamenHagrose, Hagedorn, Hetschipetsch

Mehrjährige, bis 3 Meter hohe Sträucher. Blütenfarbe hellrosa. Reichlich mit Stacheln besetzt.
Standort: Hecken und Gebüsche bis auf 1800 m Seehöhe
Frucht- und Sammelzeit: Je nach Standort Sommer bis Herbst, sobald sie rot gefärbt sind.

Bergheckenrose (Rosa pendulina)

Sie wächst in höheren Lagen, auf mageren Böden. Sie ist mehrjährig, um 1 Meter hoch, hat wenige Stacheln und wächst in Kolonien. Blütenfarbe pink, stark duftend ähnlich Maiglöckchen. Hagebutten oval und drüsenbesetzt.
Verwendung wie die Hundsrose. Ihre Hagebutten schmecken aber nicht so fruchtig, eher harzig, und sind auch relativ klein.

Kartoffelrose (Rosa rugosa)

Wird oft als pflegeleichte Pflanzung in öffentlichen Anlagen verwendet. Sie wird etwa 1 m hoch, trägt viele Stacheln. Sie hat besonders große Hagebutten. Die Blüten duften stark und sind auch etwas größer als die der Heckenrose.

Kultur-Rosen

Alle Kulturformen sind ähnlich verwendbar – vorausgesetzt, sie wurden nicht chemisch behandelt. Bei Verwendung von Hagebutten empfiehlt sich eine Kostprobe. Die Inhaltsstoffe können in unterschiedlicher Höhe enthalten sein, Wildformen enthalten generell höhere Mengen an Wirkstoffen als Kulturpflanzen.

Inhaltsstoffe und Verwendung von Hagebutten

Die Angaben zu den Inhaltsstoffen beziehen sich auf die Heckenrose, Berg-Heckenrose und Kartoffelrose.
Sie enthalten besonders viel Vitamin C (ähnlich dem Sanddorn – 25 g frische Hagebutten decken bereits den Tagesbedarf eines Erwachsenen), Vitamine A, B1, B2, K, P, bis zu 15% Pektin, Zucker, Fruchtsäuren, Gerbstoffe, essenzielle Fettsäuren, Flavonoide, Carotinoide und wenig ätherisches Öl.

Getrocknete Hagebuttenschalen ohne Kerne können bei Entzündungen im Rachen helfen.
Das enthaltene Vitamin C kann in der Abwehr und Vorbeugung von Erkältungskrankheiten helfen.
Hagebutten wirken auch mild abführend und harntreibend.
Früher wurden sie stillenden Müttern und geschwächten Personen als Stärkungsmittel empfohlen.

Laut der amerikanischen Heilpflanzenberaterin Rosalee de la Foret hilft der tägliche Konsum von Hagebutten bei Patienten mit Arthrose in Knien und Hüften zur Schmerzlinderung und Besserung des Wohlbefindens, auch bei rheumatoider Arthritis. Hagebutten reduzieren laut Frau de la Foret Entzündungsmarker. (Wirkung bei 5 bis 45 g Hagebutten mit den Samen pro Tag.) 

Sie schreibt auch über eine Studie, in der die Probanden über einen Zeitraum von 6 Wochen täglich 40 g Hagebuttenpulver zu sich genommen haben. Blutdruck und Plasmacholesterin hätten sich, im Vergleich zur Kontrollgruppe ohne diese Behandlung, signifikant verbessert.

Es wird unter anderem an einer Krebsrisiko-senkenden Wirkung von Hagebutten geforscht.

Hagebuttensamenöl (von Rosa rubiginosa, Rosa moschata)

Die enthaltene Menge an Alpha-Linolensäure, Linolsäure und Vitamin E unterstütze die Funktionsfähigkeit der Zellmembranen, aktiviere die Zellteilung und somit die Regeneration der Haut; bewirke eine Reduktion des Zellwasserverlustes, Regulation der Talgdrüsenfunktion und sei entzündungshemmend.  Fördere die Mikrozirkulation in der Haut, reguliere den Verhornungsprozess und beuge daher einer frühzeitigen Hautalterung vor. Es eigne sich auch zur Wundbehandlung.

Die fein behaarten Nüsschen der Hagebuttenfrüchte können auf der Haut einen heftigen Juckreiz erzeugen (Juckpulver).

Verwendung in der Küche

Die Früchte (ohne Kerne) ergeben eine gute Marmelade und Sauce zu Wildgerichten. Getrocknet sind sie eine wichtige Tee-Zutat.

Verwendung für die Schönheit

Schönheitsmaske aus pürierten Hagebutten (ohne Kerne) 1 Stunde einwirken lassen, dient der Glättung und Aufhellung der Gesichtshaut.

Hagebuttenpulver

Für Hagebuttenpulver werden die Früchte mit den Kernen verwendet

  • Die Hagebutten werden sortiert, Stängel und Blütenansatz entfernt. Wurmige, weiche und verletzte Früchte werden nicht verwendet.
  • Die Hagebutten werden der Länge nach mit einem guten Küchenmesser auf einem Schneidebrett halbiert und auf ein Papier zum Trocknen ausgelegt.
  • Bei hoher Luftfeuchtigkeit den Dörrapparat oder das Backrohr (maximal 50°C) verwenden. Bei schonender Trocknung bleiben mehr Vitamine erhalten.
  • Sind die Hälften gut durchgetrocknet, können sie gemahlen werden.
  • Mein erster Versuch war das Mahlen in der elektrischen Kaffeemühle. Der war leider nicht von Erfolg gekrönt – es wäre so einfach gewesen!
Trotz Schütteln, Klopfen, Intervallschaltungen – es bleiben viele der harten Kerne ganz

  • Zum Glück haben wir eine alte handbetriebene Kaffeemühle.

  • Damit klappt es wunderbar, wenn es auch etwas mühsamer ist.
Auch die Kerne sind fein vermahlen

  • In einem Glas mit Schraubverschluss verpackt und vor Licht geschützt, lässt sich das Hagebuttenpulver mindestens 1 Jahr aufbewahren.

Anwendung:

1 leicht gehäuften Teelöffel pro Tag in Joghurt, Smoothie oder Müsli verrühren. Einweichen in wenig zimmerwarmem Wasser am Vorabend ist von Vorteil.

Hagebutten als Obst

Um Hagebutten für Marmeladen und Saucen vorzubereiten, müssen die Kerne entfernt werden.

  • Für diese Arbeit ziehe ich immer Gummi- oder Einmalhandschuhe an um der unangenehmen Wirkung der Härchen vorzubeugen. Wenn ich eine größere Menge verarbeite, kann es passieren, dass die Härchen sogar durch die Handschuhe durch stechen. Immer noch besser als wenn es ständig juckt ….
  • Es werden die Früchte wieder aussortiert, Stängel und Blütenreste entfernt.
  • Mit einem scharfen Küchenmesser die Hagebutten längs halbieren. Nun mit einem kleinen Messer die Samen (Nüsschen) mit einem Großteil der Härchen aus den Schalen kratzen.

  • Die Schalenhälften in einem Sieb unter fließendem Wasser spülen um noch mehr Härchen zu entfernen. Gut abtropfen lassen.

Die entkernten und gewaschenen Hagebuttenhäften
  • Entweder portionsweise abgepackt einfrieren oder gleich weiterverarbeiten.

Zu Marmelade mit Zitronensaft und Gelierzucker verarbeiten. Eventuell muss Wasser zugefügt werden.

Als feine Sauce zu Vanille-Eis oder Rinderbraten, Wild, … Dazu die Hagebuttenschalen in wenig Rosè mit einer Spur Zucker aufkochen, bis sie weich sind. Für eine alkoholfrei Variante kann auch Trauben- oder Apfelsaft verwendet werden.

Genieße die letzten frostfreien Herbsttage!

Viel Spaß beim Sammeln und gutes Gelingen!

Literaturhinweise:

  • „Die Alchemie der Kräuter und Gewürze. Entfache die Heilkraft einfacher Zutaten“ von Rosalee de la Forèt, Verlag Trias, erschienen 2018
  • „Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen. 2000 Pflanzen Mitteleuropas. Bestimmung, Sammeltipps, Inhaltsstoffe, Heilwirkung, Verwendung in der Küche“ von Steffen Guido Fleischhauer, Jürgen Guthmann und Roland Spiegelberger

Wie immer gilt: Die Autorin übernimmt keine Verantwortung und Haftung für Wirkung und Gelingen. Die Leser*in handelt auf eigene Gefahr. 
Die exakte Bestimmung der gesammelten, gesunden Pflanzen hat absolute Priorität, ebenso muss der Sammelort sorgfältig ausgesucht werden.